Blende, Belichtungszeit und ISO-Wert einfach erklärt

Mit der Blende und der Belichtungszeit steuern Sie die Ästhetik Ihrer Bilder – Sie entscheiden also über die Helligkeit und die Schärfentiefe Ihrer Bilder sowie darüber, wie Bewegung dargestellt wird. Der ISO-Wert unterstützt Sie dabei, einige der gewünschten Effekte auch bei schwachen Lichtverhältnissen zu erzielen.

In meinen Fotokursen in Köln lernen Sie ganz einfach alles über Blende, ISO und Belichtungszeit.
 

1. Die Blende einfach erklärt

Die Blende ist eine verstellbare Öffnung innerhalb des Objektivs, so dass mehr oder weniger Licht auf den digitalen Sensor trifft. Der Umfang der zur Verfügung stehenden Blenden (z. B. f2,8, f4, f5,6, f8, f11, f16, f22) wird vom jeweiligen Objektiv bestimmt. Wird die Blendenöffnung größer, muss die Belichtungszeit kürzer werden (oder umgekehrt), um ein gleich helles Bild zu bekommen. Oder anders gesagt: Bei gleicher Belichtungsgeschwindigkeit und gleichem ISO-Wert wird das Bild heller, je größer die Blendenöffnung ist. Eine klassische Blendenreihe sieht so aus: 1 – 1,4 – 2 – 2,8 – 4 – 5,6 – 8 – 11 – 16 – 22 – 32 – 45 – 64 – 90 – 128.

Bei der kleinsten Zahl ist die Blende am weitesten geöffnet, es kommt also am meisten Licht in die Kamera, bei der größten Zahl hat die Blende die kleinste Öffnung, es gelangt also am wenigsten Licht in die Kamera. Gerade für Anfänger ist es irritierend, dass z. B. bei f2 umgangssprachlich von einer »großen Blende« gesprochen wird und bei f22 von einer »kleinen Blende«.

Die Blende ist aber (gemeinsam mit der Belichtungsszeit) nicht nur für die Menge an Licht, die auf den Sensor trifft, verantwortlich. Mit der Blendenöffnung steuern Sie auch die Schärfentiefe. Mit Schärfentiefe ist der Bereich gemeint, der auf Ihrem Foto scharf abgebildet wird. Sobald man mit dem Objektiv auf ein Objekt fokussiert, wird auch der Bereich vor und hinter dem Objekt scharf dargestellt. Wie groß dieser Bereich ist, hängt von der Blendenwahl ab: Der Bereich der Schärfentiefe wird größer, wenn eine kleinere Blende gewählt wird. (Die Blende wird geschlossen.) Der Bereich der Schärfentiefe wird kleiner, wenn eine größere Blende gewählt wird. (Die Blende wird geöffnet.)

Schauen Sie durch den Sucher, dann hat die Blende immer ihre größte Öffnung, auch wenn Sie eine kleinere Blende gewählt haben. Die Blende passt sich der gewählten Öffnung erst dann an, wenn der Auslöser gedrückt wird. Nach der Aufnahme kehrt die Blende wieder in ihre Ausgangsposition (die größte Öffnung) zurück. Dies bedeutet, dass der spätere Bereich der Schärfentiefe nicht im Sucher zu erkennen ist. Bei einer offenen Blende wird der Schärfentiefebereich natürlich richtig dargestellt, da es sich hier um die Ausgangsposition handelt. Mit Hilfe der Abblendtaste, die einige Kameras besitzen, schließt sich die Blende auf den eingestellten Wert, und Sie können die tatsächliche Schärfentiefe beim Blick durch den Sucher bewerten.

Die bewusste Steuerung der Schärfentiefe ist ein sehr hilfreiches Instrument, um ein Objekt mit Hilfe einer geringen Schärfentiefe, erreicht durch eine offene Blende, zu isolieren oder hervorzuheben. Zum Beispiel bei Porträtaufnahmen ist ein verschwommener Hintergrund ein beliebtes Mittel, die porträtierte Person in den Fokus zu rücken. Eine durchgehende Schärfentiefe, erreicht durch eine geschlossene Blende, ist dagegen z. B. bei Landschaftsaufnahmen in der Regel gewollt.

Neben der Blendenöffnung beeinflussen auch die Brennweite des Objektivs sowie die Entfernung der Kamera zum Hauptmotiv die Schärfentiefe.

 
 

Die Blende und die Brennweite des Objektivs

Im Weitwinkelbereich (unter 50 mm) lässt sich eine geringe Schärfentiefe nur sehr schwer bis gar nicht realisieren – unabhängig von der Blendenwahl. Das Weitwinkelobjektiv hat gegenüber dem Normalobjektiv eine kürzere Brennweite und einen größeren Bildwinkel. Weit entfernte Objekte werden also kleiner abgebildet. Das Weitwinkel verkleinert bei gleicher Entfernung des Motivs den Bildmaßstab. Daraus leitet sich für Weitwinkelaufnahmen die charakteristische große Schärfentiefe ab. Aber schauen wir uns einmal an, was eigentlich mit einem Weitwinkel aufgenommen wird: Landschaften, (Personen-)Gruppen, Räume, Gebäude, Stadtansichten etc. Im Grunde sind dies alles Themen, bei denen eine große Schärfentiefe gewünscht ist. Das Objektiv spielt uns hier also in die Karten.

Im Telebereich lässt sich eine große Schärfentiefe, selbst bei einer kleinen Blende, so gut wie nicht realisieren. Die typischen Motive für ein Teleobjektiv sind Porträts, Sport und Wildlife. Bei diesen Themen ist eine geringe Schärfentiefe wünschenswert. Das Objektiv hilft uns hier wieder.

 
 

Die Blende und die Entfernung der Kamera zum Hauptmotiv

Je näher Sie sich an dem zu fotografierenden Objekt befinden, wenn der Fokuspunkt also sehr nah ist, desto besser lässt sich eine geringe Schärfentiefe darstellen. Befindet sich der Fokuspunkt weit weg, ist eine geringe Schärfentiefe kaum möglich. Sie erzielen sehr einfach eine große Schärfentiefe. Die größte Schärfentiefe wird demnach mit einem Weitwinkelobjektiv, das auf unendlich fokussiert, und mit kleiner Blendenöffnung erzielt. Die geringste Schärfentiefe erzielen Sie mit einem Teleobjektiv in Naheinstellung (auf einem nahen liegenden Objekt fokussiert) und mit möglichst großer Blendenöffnung.

2. Die Belichtungsszeit einfach erklärt

Blende und Belichtungsszeit bestimmen gemeinsam die Belichtung eines Bildes, also wie viel Licht auf den Sensor fällt. Die Blende regelt den Lichteinfall über ihre Öffnung: Ist die Blende weit geöffnet, fällt viel Licht auf den Sensor. Ist die Blende geschlossen, fällt wenig Licht auf den Sensor. Die Belichtungszeit bestimmt nun, wie lange die Belichtung – eine Art Vorhang zwischen Objektiv und Sensor, der während der Belichtung nach oben oder zur Seite fährt – geöffnet bleibt. Je länger der Verschluss geöffnet ist, desto mehr Licht kommt hinein. Je kürzer die Zeit ist, die der Verschluss geöffnet ist, desto weniger Licht kommt hinein.

Um sich das Zusammenspiel von Blende und Belichtungszeit besser vor Augen führen zu können, stellen Sie sich vor, beide Parameter befinden sich am gegenteiligen Ende einer Waage. Jedes Mal, wenn Sie den Auslöser drücken, soll die korrekte Menge Licht auf den Sensor treffen. Trifft zu viel Licht auf den Sensor, ist das Bild überbelichtet. Trifft hingegen zu wenig Licht auf den Sensor, ist es unterbelichtet. Die Waage befindet sich im Gleichgewicht, wenn die richtige Lichtmenge auf den Kamerasensor fällt. Die Kamera versucht dann die richtige Lichtmenge und damit die korrekte Belichtung zu erreichen, indem sie die Blendenöffnung und die Belichtungszeit ausbalanciert.

Aus diesem Grund ist auch die Programmautomatik einer Kamera unbrauchbar. Die Programmautomatik versucht – dabei mag sie von den Kameraherstellern als noch so »intelligent« bezeichnet werden –, eine Balance für ein richtig belichtetes Bild herzustellen. Allerdings kann die Kamera nicht wissen, wie Sie das Bild überhaupt belichtet haben wollen, und deshalb liegt die Programmautomatik oft falsch. Bei der Belichtungsszeitenvorwahl bzw. der Blendenvorwahl können Sie hingegen bestimmen, welche Belichtungszeit bzw. welche Blende gewählt wird. Den jeweils fehlenden Parameter ergänzen diese Halbautomatikprogramme dann selbst. Wenn Sie die Zeit-Blenden-Kombination ganz frei bestimmen wollen, können Sie natürlich auch den manuellen Modus wählen.

Mit Hilfe einer kurzen Belichtungsszeit können Sie Bewegungen einfrieren. Wie schnell die Belichtungszeit sein muss, hängt natürlich davon ab, wie schnell das Motiv sich bewegt. Die Bewegung eines Spaziergängers können Sie mit 1/100 Sekunde einfrieren. Den Sprung eines Delphins können Sie bei dieser Belichtungsszeit wohl kaum einfrieren. Mit einer langen Belichtungszeit können Sie hingegen Bewegungsunschärfe erzielen.

Wenn Sie ohne Stativ fotografieren, führen längere Belichtungszeiten irgendwann unweigerlich zu Verwacklungen. Es gibt daher eine einfache Grundregel, die Sie immer befolgen sollten, wenn Sie Fotos aus der Hand fotografieren: Die Belichtungszeit darf nicht länger als der Kehrwert der Brennweite sein. Wenn Sie also bei einer Brennweite von 100 mm ein Bild aufnehmen, darf die Belichtungszeit somit nicht länger als 1/100 Sekunde sein; kürzer darf die Belichtungszeit hingegen sein (z. B. 1/200 oder 1/400 Sekunde).

 
 
 

3. Den ISO-Wert einfach erklärt

ISO ist eine Maßeinheit zur Messung der Lichtempfindlichkeit eines Sensors oder des Films. Erhöhen Sie den ISO-Wert beispielsweise von ISO 200 auf ISO 400, verdoppelt sich damit auch die Lichtempfindlichkeit des Sensors, und die ursprünglich notwendige Belichtungszeit für eine korrekte Belichtung verkürzt sich z. B. von 1/30 Sekunde auf 1/60 Sekunde.

 
 
Der ISO-Wert ist Teil des Belichtungsdreiecks: Blende, Belichtungszeit und ISO-Wert stehen in einem unmittelbaren Zusammenhang. Sobald Sie einen dieser Parameter verändern, hat das Einfluss auf die beiden anderen. Wenn Sie z. B. in der Blendenvorwahl den ISO-Wert verdoppeln, dann halbiert sich die Belichtungszeit, weil Sie die Blende ja fest vorgegeben haben. Wollen Sie in dieser Konstellation die Belichtungszeit verändern, müssen Sie die Blende öffnen oder schließen. Befinden Sie sich in der Belichtungszeitenvorwahl und verdoppeln den ISO-Wert, dann schließt sich die Blende um einen ganzen Wert. Das funktioniert jeweils auch in die andere Richtung. Verstellen Sie im manuellen Modus Blende oder Belichtungszeit, hat dies bei aktiver ISO-Automatik Einfluss auf den ISO-Wert.

Der eingestellte ISO-Wert beeinflusst maßgeblich die Bildqualität in folgenden Bereichen:
Bildrauschen, Kontrast, Farbsättigung und Schärfe

Je höher Sie mit dem ISO-Wert gehen, desto stärker leiden die Bilder unter Bildrauschen, schlechterem Kontrast, einer geringeren Farbsättigung und mangelnder Schärfe. Niedrigere ISO-Werte weisen ein geringes (bzw. kein) Bildrauschen auf und haben dadurch eine wesentlich bessere Detailauflösung. Sie erhalten darüber hinaus hervorragenden Kontrast und eine gute Farbsättigung. Der Sensor besteht aus Tausenden von lichtempfindlichen Dioden. Trifft Licht auf die Dioden, wird es in elektrische Spannung umgewandelt. Je heller es ist, desto mehr Spannung wird aufgebaut. Wird der ISO-Wert angehoben, entsteht eine erhöhte dauerhafte Grundspannung, und diese wird bei zunehmender Dunkelheit verstärkt sichtbar und äußert sich in den beschriebenen Nachteilen. Im Idealfall sollten Sie also immer mit dem niedrigsten ISO-Wert, in der Regel ISO 100, fotografieren.


 

Blendenvorwahl oder Belichtungsszeitenvorwahl


Neulinge in der Fotografie stehen häufig vor dem Rätsel, ob sie mit der Blendenvorwahl (A, Av) oder mit der Belichtungszeitenvorwahl (S, Tv) fotografieren sollen. Die Antwort ist eigentlich sehr einfach.

Stellen Sie sich vor der Aufnahme die Frage:

Geht es um Bewegung? Heißt die Antwort: »Ja«, dann fotografieren Sie mit der Belichtungszeitenvorwahl und treffen die Entscheidung »Bewegung einfrieren« (kurze Verschlusszeit) oder »Bewegung verwischen« (lange Verschlusszeit).

Lautet die Antwort: »Nein«, dann fotografieren Sie mit der Blendenvorwahl und treffen die Entscheidung, ob Sie einen kleinen Schärfentiefebereich wollen (offene Blende; z. B. bei Porträts) oder eine durchgehende Schärfe bevorzugen (geschlossene Blende; z. B. bei Landschaften).

 

Viele Digitalkameras besitzen aber einen Umfang an ISO-Werten von ISO 100 bis ISO 25 600, teilweise sogar noch höher. Warum können Sie aber so hohe Werte einstellen, wenn doch die beste Bildqualität mit einem möglichst niedrigen ISO-Wert erzielt wird? Im Folgenden werden drei Gründe beschrieben, die erklären, warum das so ist:

- Sie haben bei schwachen Lichtverhältnissen Ihr Stativ nicht dabei, bzw. die Benutzung des Stativs ist verboten, und Sie müssen mit Hilfe des ISO-Wertes die Belichtungszeit verkürzen.

Ein Beispiel: Sie möchten in einer Kirche oder in einem Museum fotografieren, die Benutzung des Stativs ist aber untersagt. Aufgrund der schwachen Lichtverhältnisse können Sie unmöglich ein Foto bei ISO 100 aus der Hand fotografieren, ohne zu verwackeln. Jetzt sollten Sie den ISO-Wert schrittweise erhöhen, bis Sie eine Belichtungszeit erreichen, bei der Sie ein scharfes Foto aus der Hand fotografieren können.

- Sie möchten bei schwachen Lichtverhältnissen Bewegung einfrieren und brauchen einen hohen ISO-Wert, um eine ausreichend kurze Belichtungszeit zu erhalten.

Ein Beispiel: Sie sind bei einer Sportveranstaltung in der Halle (z. B. beim Basketball) und möchten die Bewegung des Spielers beim Korbleger einfrieren. Die gewählte kurze Belichtungszeit (z. B. 1/500 Sekunde) führt zum permanenten Unterbelichten (Die Blende blinkt, zeigt rot oder Lo). Jetzt müssen Sie den ISO-Wert so weit erhöhen, bis Sie ein korrekt belichtetes Foto erhalten.

- Sie wollen eine ganz bestimmte Kombination der Blende und Belichtungszeit (»Die perfekte Kombination«) und müssen über den ISO-Wert die gewünschte Helligkeit erreichen.

Ein Beispiel: Um das Feuerwerk auf Seite 106/107 genau nach meinen Vorstellungen fotografieren zu können, wählte ich die Kombination von Blende f8 und einer Belichtungszeit von vier Sekunden. Ich musste in dieser Situation von meinem Idealwert von ISO 100 abrücken (auf ISO 320), um ein korrekt belichtetes Foto zu erhalten.

Bitte bedenken Sie, dass die Nutzung eines Stativs oftmals notwendig ist, um die ISO-Werte niedrig zu halten und damit den Vorteil niedriger ISO-Werte auszunutzen. Halten Sie sich immer an den Grundsatz: so hoch wie nötig, so niedrig wie möglich.

 

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Stefano Paterna
Reisefotograf aus Leidenschaft, Autor und Dozent. Er gibt sein Wissen und seine Erfahrungen an Hobbyfotografen weiter – in Fotokursen vor Ort und auf ausgewählten Fotoreisen. Autor der Bücher Urbane Fotografie, Die Fotoschule in Bildern - Fotografieren auf Reisen, Fotoscout Venedig und Fotoscout Köln. Markenbotschafter für Kase Filters Deutschland.

2 Comments

  1. Hubertussagt:

    Sehr gut erklärt !!

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