Bildgestaltung in der Fotografie - Tipps für bessere Fotos
Die eigentliche Kameratechnik von Blende, ISO und Belichtungszeit lässt sich mit ausreichend Übung sehr gut erlernen. Die meisten Fotografie-Amateure haben aber mit dem Erlernen der Bildgestaltung die größten Probleme. Ich zeige Ihnen im Folgenden, wie Sie mit wenigen Tricks die Bildgestaltung meistern und Ihr fotografisches Auge trainieren. Sehr einfach lernen Sie alles über die Bildgestaltung in der Fotografie in meinen Fotokursen in Köln oder auf einer meiner Fotoreisen.1. Dimension und räumliche Tiefe in der Bildgestaltung
Flach wirkende Landschaftsaufnahmen können den Eindruck vor Ort nicht gut wiedergeben und wirken wenig lebendig. Ein starkes Motiv im Vordergrund gibt Ihrem Bild Tiefenwirkung. Für eine wirkungsvolle Landschaftsaufnahme ist der Eindruck einer räumlichen Tiefe ungemein wichtig. Ansonsten wirkt sie flach und uninteressant und wird den Blick des Betrachters nicht fesseln können. Mit Hilfe von Objekten in unmittelbarer Nähe des Aufnahmestandpunkts können Sie den Eindruck von Tiefe und Dreidimensionalität in Ihren Bildern entstehen lassen. Objekte im Vordergrund erscheinen auf dem Bild viel größer als entfernte Bildobjekte. Auf diese Weise wird unserem Gehirn ein Ausdruck von Tiefe und Dreidimensionalität des Bildes vermittelt.
Ohne ein spannendes Motiv im Vordergrund wirkt die Landschaftsaufnahme platt und langweilig.
Technik: 35 mm | f8 | 1/1250 s | ISO 250 | Raw | Aufnahmeort: Bangui, Philippinen

Das Boot ist in diesem Bild natürlich das Hauptmotiv. Durch die starke Betonung des Vordergrunds und das Vorhandensein eines Mittelteils und Hintergrunds wird eine dreidimensionale Wirkung erzeugt.
Technik: 24 mm | f9 | 1/640 s | ISO 400 | Raw | Aufnahmeort: Atitlán-See, Guatemala
Technik: 95 mm | f8 | 1/320 s | –1/3 EV | ISO 100 | Raw
Aufnahmeort: Toskana, Italien


Auch ein spielendes Kind kann für einen interessanteren Vordergrund sorgen. Im Vergleich mit dem Bild ohne Kind wird das besonders deutlich. Technik: 28 mm | f8 | 1/800 s | ISO 200 | Raw | Aufnahmeort: Porto de Galhinas, Brasilien

Das Kind wurde in der Aufnahme auf dieser Seite mit Photoshop herausretuschiert. Technik: 28 mm | f8 | 1/800 s | ISO 200 | Raw | Aufnahmeort: Porto de Galhinas, Brasilien
2. Führungslinien in der Bildgestaltung
Künstlich geschaffene Wege helfen, den Blick des Betrachters zu führen. So verweilt er länger auf Ihrem Bild und beschäftigt sich mit den Einzelheiten des Motivs. Sie sollten Ihre Fotos so aufbauen, dass der Blick des Betrachters nicht im Bild herumirren muss. Suchen Sie nach Linien oder Formen im Bild – real oder gedanklich –, die den Blick lenken, Ihrem Foto Struktur geben und den Betrachter nicht raten lassen, worum es hier geht. Im hier gezeigten Beispiel ist es eine reale Linie, nämlich der Steg, der dem Blick eine klare Richtung vorgibt: Erst in das Bild hinein und dann von der Strandlinie weitergeführt bis zur überdachten Anlegestelle. Der erodierte Fels auf der rechten Bildseite unterstützt diese Wirkung zusätzlich.
Der Weg führt den Blick in das Bild am Strand entlang zum Landungssteg. Die Linien des Felsens im Vordergrund rechts unterstützen diese Wirkung. Technik: 24 mm | f8 | 1/400 s | ISO 320 | Raw | Aufnahmeort: Roatán, Honduras

Die roten Linien verdeutlichen die natürliche Blickführung.
3. Der Goldene Schnitt in der Bildgestaltung
Gestaltungsregeln wie der Goldene Schnitt gibt es schon seit der Antike, und sie haben nichts von ihrer Gültigkeit verloren. Bringen Sie damit Ruhe und Harmonie in Ihre Bilder. Beim ersten Blick durch den Sucher oder auf das Display platzieren Sie Ihr Motiv sicher im Mittelpunkt; der zentrale Autofokuspunkt bei fast jeder Kamera trägt auch seinen Teil dazu bei. Das kann »funktionieren«, aber in der Regel wirken Bilder harmonischer oder auch interessanter, sobald das Hauptmotiv aus der Bildmitte heraus nach rechts oder links, oben oder unten verschoben wird. Die »beste« Platzierung lässt sich sogar durch den sogenannten Goldenen Schnitt präzise bestimmen. Der Goldene Schnitt ist eine Gestaltungsregel, die schon seit der Antike bekannt ist und seitdem in der Malerei und Architektur verwendet wird. Diese Gestaltungsregel beruht auf der Grundlage, dass die Aufteilung einer Fläche oder Strecke immer dann besonders harmonisch wirkt, wenn sie im Verhältnis 2:3 oder 3:5 bzw. – in Prozentzahlen ausgedrückt – wenn eine Teilung bei 61,8 % zu 38,2 % erfolgt.
Die Horizontlinie befindet sich auf der unteren Schnittlinie. Das Felsplateau liegt auf der oberen Schnittlinie. Die Felsformation im Wasser ist im Bereich der senkrechten Schnittlinie angeordnet.
Technik: 105 mm | f22 | 1/1250 s | ISO 400 | Raw | Aufnahmeort: Dyrhólaey, Island

Die Grafik verdeutlicht noch einmal, auf welche Schnittpunkte und -linien des Goldenen Schnitts die Bildelemente in etwa gelegt wurden.
4. Die Drittelregel in der Bildgestaltung
Neben dem Goldenen Schnitt ist auch die Drittelregel ein bewährtes Hilfsmittel der Bildgestaltung. Sie ist in der Praxis aber einfacher anzuwenden. Bei einer meiner Reisen war ich über mehrere Monate mit einem Motorrad durch Zentralamerika unterwegs. Die Fahrt zur Inselgruppe Bocas del Toro an der nördlichen Karibikküste Panamas erwies sich als schwierig, und ich habe mich mehrmals verfahren. Dadurch musste ich eine zusätzliche Nacht in Almirante verbringen, um dann am nächsten Morgen ein Boot zur Isla Colón, einer von sieben größeren Inseln der Inselgruppe Bocas del Toro, nehmen zu können.
Szenen mit vielen Motiven können Sie mit Hilfe der Drittelregel gut strukturieren und ordnen. Technik: 24 mm | f10 | 1/800 s | –1/3 EV | ISO 200 | Raw | Aufnahmeort: Bocas del Toro, Panama

Die Drittelregel angewendet. Die Horizontlinie befindet sich auf der oberen Ebene – die Menschen sind auf dem Schnittpunkt rechts oben zu sehen, der Seestern befindet sich auf dem Schnittpunkt rechts unten.
5. Bildgestaltung mit Hilfe von Rahmen
Geben Sie Ihrem Motiv einen natürlichen Rahmen, und schaffen Sie so einen Eindruck von Tiefe. Eine Schwarzweißkonvertierung lenkt zudem den Blick auf Ihr Motiv. Auf meiner Kambodscha-Reise kam ich um einen Besuch der Tempelanlagen von Angkor und insbesondere des Tempels Ta Prohm natürlich nicht herum (Dieser Tempel wurde von den Restauratoren absichtlich so weit wie möglich in seinem halb verfallenen Zustand belassen.). Selbstverständlich bin ich nicht der einzige Reisende, dem es so geht – und deshalb existieren zahlreiche Fotos von den spektakulären Würgefeigen, deren Wurzeln ganze Gebäude des Tempels in ihrem zerstörerischen Klammergriff halten und im Lauf der Zeit selbst die dicksten Mauern sprengen. Die herabgefallenen Mauersteine und die Vegetation wurden nur so weit entfernt und gesichert, dass die Unfallgefahr für die Besucher so gering wie möglich und die Anlage sicher zu begehen ist. Aber gerade dieser Zustand des Verfalls fasziniert die meisten Besucher.Technik:
24 mm | f8 | 1/200 s | ISO 800 | Raw | Stativ
Bearbeitung:
Schwarzweißkonvertierung mit Silver Efex Pro
Aufnahmeort:
Ta Prohm, Kambodscha

6. Der Fixpunkt in der Landschaftsaufnahme
Damit sich der Betrachter in Ihrem Bild nicht verloren fühlt, braucht er einen Bezugspunkt, an den er immer wieder zurückkehren kann. Ein solcher Anker kann viele Formen haben. Viele Landschaftsaufnahmen leiden darunter, dass sie keinen Ruhepunkt haben, auf den sich die Augen des Betrachters konzentrieren können und der dem Bild eine gewisse Ordnung gibt. Denn oftmals wird aus Reflex der Auslöser gedrückt, sobald sich ein schöner Anblick vor unseren Augen ausbreitet. Um möglichst viel von der Landschaft auf das Bild zu bekommen, ist das Weitwinkelobjektiv oft das Objektiv der Wahl. Die Weitwinkelansicht zeigt bei einer Landschaftsaufnahme das oftmals weite und offene Gelände allerdings als großräumige und langweilige Ansicht. Jetzt benötigen Sie einen Ruhepunkt, der der Landschaft Gewicht verleiht und zu dem der Betrachter immer wieder zurückkehren kann. Dieser Anker kann alles Mögliche sein: ein einzelnes Haus, das in der Landschaft steht. Aber auch ein Baum oder ein Felsen können als Anker eingesetzt werden.
Ohne das Boot würde dem Bild ein Bezugspunkt fehlen, zu dem das Auge immer wieder zurückkehren kann und durch den die gewaltige Größe des Canyons erst wahrnehmbar wird.
Technik: 35 mm | f8 | 1/640 s | ISO 400 | Raw | Aufnahmeort: Sumidero Canyon, Mexiko